Erich Lessing

Erich Lessing wurde 1923 in Wien als Sohn eines Zahnarztes und einer Konzertpianistin geboren. Sein Vater starb 1933 an Krebs. Mit sechzehn konnte Erich Lessing 1939 nach Palästina auswandern, doch seine Mutter und Großmutter wurden in Theresienstadt und Auschwitz ermordet. Lessing lernte Radiotechnik am Technion in Haifa, arbeitete als Taxichauffeur und als Karpfenzüchter in einem Kibutz. Über Umwege fand er schließlich zu seinem Jugendhobby,
der Fotografie, zurück. Zunächst war er als Kindergarten- und Strandfotograf tätig und wurde dann Fotograf bei der britischen Armee.

1947 kehrte Lessing nach Österreich zurück, wo er als Fotoreporter bei der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press zu arbeiten begann. Im Jahre 1951 lud ihn David 'Chim' Seymour zu Magnum Photos ein, einer Fotografen-Kooperative mit Sitz in Paris, New York, London und Tokyo. Seit 1955 verfügt er über eine Vollmitgliedschaft.

Im Lauf seiner Karriere konnte Erich Lessing zahlreiche politisch und sozial prägende Momente dokumentieren. Sein Werk fängt die einzigartige Atmosphäre der europäischen Nachkriegszeit ein und illustriert die Alliierte Besatzung Wiens, den Wiederaufbau des kriegszerstörten Deutschland, das tägliche Leben im kommunistischen Osteuropa, mehrere politische Gipfelkonferenzen, Charles de Gaulles Besuch in Algerien in 1958 sowie die dramatischen Begebenheiten des Ungarn-Aufstands im Jahr 1956.

Lessings Bilder erschienen regelmäßig in renommierten Zeitschriften wie Heute, LIFE, Paris Match, Epoca, Picture Post und Quick. Viele seiner Bilder, wie das der Präsentation des österreichischen Staatsvertrags am Balkon des Schloss Belvedere vor der jubelnden Menge, haben Ikonenstatus erlangt. Seine Porträts von namhaften Politikern wie Dwight D. Eisenhower, Konrad Adenauer oder Nikita Chruschtschow, sowie von Künstlern wie Herbert von Karajan und Oskar Kokoschka erhielten internationale Anerkennung. Bei den Dreharbeiten zu Moby Dick, Alexis Sorbas und
The Sound of Music begleitete Erich Lessing fotografisch Schauspieler und Crew. Außerdem hielt er weiterhin Alltägliches wie Besonderes mit der Kamera fest, wie zum Beispiel die 'Miss Sopot' Wahl, den ersten Schönheitswettbewerb im kommunistischen Polen.

Mit der Großformat Farbfotografie wandte sich Lessing ab den 60er Jahren zunehmend der Kunst- und Museumsfotografie zu. Er fotografierte tausende Kunstwerke in Museen und suchte Orte von historischer und archäologischer Bedeutung auf. Seine Arbeit erschien in mehr als sechzig Kunstbüchern in internationalen Verlagen. Dazu zählen Szene über das Burgtheater und die Wiener Oper in der Österreichischen Staatsdruckerei (eines der ersten Bücher mit Farbbildern), Die Odyssee, Homer nachreisend, Imago Austriae, eine Geschichte Österreichs, Die Bibel,
Die Reisen des Paulus, Die italienische Renaissance, Louvre - Alle Gemälde und viele mehr.
Zu seinen neueren Titeln zählen Von der Befreiung zur Freiheit - Österreich nach 1945 und Anderswo, das eine Welt jenseits des Vertrauten und Gewohnten porträtiert.

Erich Lessing erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen. Darüber hinaus hielt er regelmäßig Workshops in Arles, an der Biennale in Venedig, der Sommerakademie Salzburg und der Universität für Angewandte Künste in Wien. 1973 wurde ihm von Bundespräsident Franz Jonas der Professortitel verliehen. Für seine Reportagen über die ungarische Revolution erhielt er den American Art Directors' Award. Zu Lessings Preisen für seine Bücher und sein Gesamtwerk zählen der französische Prix Nadar, der Dr. Karl Renner Preis, der Große Preis der Stadt Wien, das Ehrenzeichen der Stadt Wien sowie das große goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark.
1997 wurde ihm der große Österreichische Staatspreis für künstlerische Photographie verliehen und 2013 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Er ist Ehrenmitglied des Künstlerhauses und Mitglied der International Commission of Museums (ICOM) der UNESCO.

Mit dem Erich Lessing Kunst & Kulturarchiv (www.lessingimages.com) schuf Erich Lessing ein Archiv und eine Fotoagentur mit Sitz in Wien, die sein Werk von über 40,000 Bildern katalogisiert und in Zusammenarbeit mit internationalen Partneragenturen auf der ganzen Welt vertreibt.
Die Sammlung umfasst eine breite Themenauswahl von Religion über Geschichte, Landschaften, historische Porträts, Musik, Kunst und Archäologie.

2012 eröffnete Lessing 89jährig eine eigene Fotogalerie in der Wiener Innenstadt, in der er seine Arbeit ausstellt.

Erich Lessing lebt in Wien, ist verheiratet mit der Times Journalistin Traudl Lessing und hat drei Kinder, vier Enkel und einen Urenkel.

 

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Es handelt sich hierbei um das Archiv des Festival Klangfrühling 2016.
Informationen zum aktuellen Festival findet Ihr auf der neuen Website www.klangfruehling.at